Reallabor der Energiewende H2Stahl
Wasserstoff-Pipeline zu Deutschlands größtem Stahlwerk fertiggestellt

Reallabor der Energiewende H2Stahl
Wasserstoff-Pipeline zu Deutschlands größtem Stahlwerk fertiggestellt
Eine rund vier Kilometer lange Pipeline verbindet seit Ende Dezember Deutschlands größtes Stahlwerk in Duisburg mit dem rund 200 Kilometer langen Wasserstoff-Fernleitungsnetz des Industriegase-Herstellers Air Liquide im Ruhrgebiet.

Entstanden ist die Pipeline im Rahmen des Reallabors der Energiewende H2Stahl, das im November 2021 gestartet ist. Darin erproben die Projektpartner thyssenkrupp Steel Europe, Air Liquide Deutschland und das VDEh-Betriebsforschungsinstitut (BFI), wie Wasserstoff in der Stahlherstellung eingesetzt werden kann.
Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit rund 37 Millionen Euro. Die nordrhein-westfälische Landesregierung unterstützt zudem das zugehörige Projekt ProBF mit weiteren 5,3 Millionen Euro.
Brückentechnologien für eine klimaneutrale Stahlproduktion
In Deutschland werden rund 70 Prozent des produzierten Stahls aus Eisenerzen als Primärstahl erzeugt. Die hierfür relevante Roheisenerzeugung im Hochofen ist für über 85 Prozent der anfallenden CO2-Emissionen verantwortlich. Ziel des Reallabors H2Stahl ist es, Technologien zu etablieren, die einerseits schon heute CO2 einsparen und andererseits die Grundlage für eine vollständig wasserstoffbasierte Stahlproduktion schaffen. Dazu arbeiten die Projektpartner daran, Wasserstoff im klassischen Hochofenprozess einzusetzen. Parallel dazu testen sie auch, wie sich Eisenschwamm mit wasserstoffhaltigen Gasen über eine alternative Technologie — die so genannte Direktreduktion — herstellen lässt. Der Pipeline kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu: Erst die direkte Anbindung an ein Wasserstoffnetz ermöglicht es, die im Projekt benötigten Mengen des Gases zu liefern.
Die in H2Stahl vorgesehenen Versuche sollen fundierte Erkenntnisse hinsichtlich einer optimierten Prozessführung der von thyssenkrupp geplanten Direktreduktionsanlage liefern. Diese Direktreduktionsanlage soll am Standort Duisburg aufgebaut werden und wäre mit einer Kapazität von jährlich 2,5 Millionen Tonnen direktreduziertem Eisen die bisher größte Anlage ihrer Art in Deutschland.
Weitere Details zum Reallabor H2Stahl finden Sie im Projektporträt auf energiesystem-forschung.de.
Elektrolyseanlage soll ab Herbst grünen Wasserstoff liefern
Mit dem „Trailblazer“ in Oberhausen plant Air Liquide ab Herbst 2023 zudem, die erste 20-Megawatt-Wasserelektrolyseanlage im industriellen Maßstab an das Wasserstoffnetz anzuschließen. Im ersten Schritt können damit jährlich bis zu 2.900 Tonnen erneuerbarer Wasserstoff an die Pipeline-Kunden geliefert werden. Eine Erhöhung der Kapazität um weitere 10 Megawatt und zusätzliche Initiativen, um erneuerbaren Wasserstoff in der Region bereitzustellen, seien bereits in der Entwicklung, heißt es in einer Pressemitteilung von Air Liquide. Für das Reallabor H2Stahl und die zukünftige Wasserstoffversorgung der Stahlindustrie im Ruhrgebiet ist dies ein großer Schritt. (ks)