16.02.2023

Im Reallabor H2Stahl hat der Projektpartner Air Liquide das Stahlwerk von thyssenkrupp in Duisburg erfolgreich an sein Wasserstoffnetz angeschlossen. Die neue Pipeline kann künftig grünen Wasserstoff liefern, der zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion beitragen soll.

Eine rund vier Kilometer lange Pipeline verbindet seit Ende Dezember Deutschlands größtes Stahlwerk in Duisburg mit dem rund 200 Kilometer langen Wasserstoff-Fernleitungsnetz des Industriegase-Herstellers Air Liquide im Ruhrgebiet.

Ein Meilenstein für H2Stahl: Im Dezember 2022 wurde die Wasserstoff-Pipeline von Air Liquide zum thyssenkrupp-Stahlwerk in Duisburg fertiggestellt. Gilles Le Van, Vice President Large Industries and Energy Transition Central Europe bei Air Liquide, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE) und Bernhard Osburg, CEO bei thyssenkrupp weihten die neue Pipeline ein.
©Air Liquide
Ein Meilenstein für H2Stahl: Im Dezember 2022 wurde die Wasserstoff-Pipeline von Air Liquide zum thyssenkrupp-Stahlwerk in Duisburg fertiggestellt. Gilles Le Van, Vice President Large Industries and Energy Transition Central Europe bei Air Liquide, Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrheinwestphalen (MWIKE) und Bernhard Osburg, CEO bei thyssenkrupp weihten die neue Pipeline ein.

Entstanden ist die Pipeline im Rahmen des Reallabors der Energiewende H2Stahl, das im November 2021 gestartet ist. Darin erproben die Projektpartner thyssenkrupp Steel Europe, Air Liquide Deutschland und das VDEh-Betriebsforschungsinstitut (BFI), wie Wasserstoff in der Stahlherstellung eingesetzt werden kann.

Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit rund 37 Millionen Euro. Die nordrhein-westfälische Landesregierung unterstützt zudem das zugehörige Projekt ProBF mit weiteren 5,3 Millionen Euro.

Brückentechnologien für eine klimaneutrale Stahlproduktion

In Deutschland werden rund 70 Prozent des produzierten Stahls aus Eisenerzen als Primärstahl erzeugt. Die hierfür relevante Roheisenerzeugung im Hochofen ist für über 85 Prozent der anfallenden CO2-Emissionen verantwortlich. Ziel des Reallabors H2Stahl ist es, Technologien zu etablieren, die einerseits schon heute CO2 einsparen und andererseits die Grundlage für eine vollständig wasserstoffbasierte Stahlproduktion schaffen. Dazu arbeiten die Projektpartner daran, Wasserstoff im klassischen Hochofenprozess einzusetzen. Parallel dazu testen sie auch, wie sich Eisenschwamm mit wasserstoffhaltigen Gasen über eine alternative Technologie — die so genannte Direktreduktion — herstellen lässt. Der Pipeline kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu: Erst die direkte Anbindung an ein Wasserstoffnetz ermöglicht es, die im Projekt benötigten Mengen des Gases zu liefern.

Die in H2Stahl vorgesehenen Versuche sollen fundierte Erkenntnisse hinsichtlich einer optimierten Prozessführung der von thyssenkrupp geplanten Direktreduktionsanlage liefern. Diese Direktreduktionsanlage soll am Standort Duisburg aufgebaut werden und wäre mit einer Kapazität von jährlich 2,5 Millionen Tonnen direktreduziertem Eisen die bisher größte Anlage ihrer Art in Deutschland.

Weitere Details zum Reallabor H2Stahl finden Sie im Projektporträt auf energiesystem-forschung.de.

Elektrolyseanlage soll ab Herbst grünen Wasserstoff liefern

Mit dem „Trailblazer“ in Oberhausen plant Air Liquide ab Herbst 2023 zudem, die erste 20-Megawatt-Wasserelektrolyseanlage im industriellen Maßstab an das Wasserstoffnetz anzuschließen. Im ersten Schritt können damit jährlich bis zu 2.900 Tonnen erneuerbarer Wasserstoff an die Pipeline-Kunden geliefert werden. Eine Erhöhung der Kapazität um weitere 10 Megawatt und zusätzliche Initiativen, um erneuerbaren Wasserstoff in der Region bereitzustellen, seien bereits in der Entwicklung, heißt es in einer Pressemitteilung von Air Liquide. Für das Reallabor H2Stahl und die zukünftige Wasserstoffversorgung der Stahlindustrie im Ruhrgebiet ist dies ein großer Schritt. (ks)

Reallabor der Energiewende H2Stahl: Wasserstofftechnologien zur schrittweisen Dekarbonisierung der Stahlindustrie

För­der­kenn­zei­chen: 03EWR014 A-C

Projektlaufzeit
01.09.2021 31.08.2026 Heute ab­ge­schlos­sen

The­men

Wasserstoff, Metallerzeugung und -verarbeitung, Energiesparende Industrieverfahren — Eisen- und Stahlindustrie

För­der­sum­me: rund 37 Mio. Euro

Hochofen neun auf dem Gelände der Thyssenkrupp Steel Europe AG in Duisburg
©thyssenkrupp Steel Europe AG

Reallabor H2Stahl

Das Reallabor H2Stahl verbindet wichtige Themenfelder der Energieforschung. Hier erprobt ein Industriezweig, wie Wasserstoff bereits jetzt zu emissionsärmeren Prozessen beitragen kann.

Ein detailliertes Porträt zum Reallabor H2Stahl finden Sie auf dem Fachportal energiesystem-forschung.de.

zum Projektporträt